09. März 2023

Englisch kann jeder? Von wegen!

In London nach dem Weg fragen, im Restaurant in Sydney auf Englisch bestellen oder Smalltalk mit den amerikanischen Kolleg:innen halten: Das schaffen die meisten. Wenn es aber um ausführliche Fachvorträge, wichtige Verhandlungen oder souveräne Produktpräsentationen geht, fühlen sich die wenigsten Deutschen auf Englisch richtig sicher. Bei vielen Meetings und Konferenzen kommen deshalb Dolmetscher:innen zum Einsatz – und zwar nicht nur für „exotische Sprachen“. Auch bei englischsprachigen Veranstaltungen setzen viele Firmen auf Sprachprofis.

Eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung und des Sprachkursanbieters Wall Street English hat gezeigt: Nur rund 2 Prozent der Arbeitnehmer:innen sprechen perfektes Business-Englisch und fühlen sich auf Englisch verhandlungssicher. Fast zwei Drittel gaben bei der Umfrage an, nur mangelhaft Englisch zu sprechen. Dabei gibt es allerdings große Unterschiede je nach Alter: Bei den 20- bis 29-Jährigen bescheinigten sich über die Hälfte gute bis exzellente Englischkenntnisse. Dieser Anteil dürfte seit Veröffentlichung der Umfrage weiter gestiegen sein.

Aber Fakt ist: Im Vergleich zu Menschen aus den Niederlanden oder Schweden, die oft sehr gut Englisch sprechen, tun sich viele Deutsche schwer mit der englischen Sprache. Das Trügerische: Vokabular und Satzbau sind im Englischen oft ganz ähnlich wie im Deutschen, aber eben nicht identisch. So fallen viele Deutsche auf die typischen „falschen Freunde“ herein, sprechen vom „Handy“ und „Beamer“ und teilen ihren englischen Kolleg:innen mit: „I am working in the Home Office today“. Eine Formulierung, die englische Muttersprachler nur verstehen, wenn sie häufig mit Deutschen zusammenarbeiten. 

 

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Der Bedarf an Dolmetscher:innen steigt

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass der Bedarf an professionellen Dolmetsch-Leistungen in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Marktstudie des Internationalen Verbands der Konferenzdolmetscher (AIIC), Region Deutschland. An der Befragung haben sich rund 150 deutsche Institutionen und Unternehmen beteiligt, die jährlich insgesamt über 4.000 Veranstaltungen mit Dolmetscher:innen durchführen. 

Englisch ist die meistgebuchte Sprache

Englisch ist dabei die meistgebuchte Sprache für Simultandolmetscher:innen. Die nächstplatzierten drei Sprachen – Französisch, Spanisch und Chinesisch – kommen laut AIIC-Umfrage zusammengenommen etwa auf das gleiche Volumen wie Englisch. Auf den weiteren Rängen folgen Italienisch, Russisch, Japanisch und Polnisch. Dieses Ergebnis belegt: Bei wichtigen Meetings und Konferenzen, bei denen jedes Wort zählt, reicht es eben nicht, „ganz gut Englisch oder Spanisch zu sprechen“. Da werden Profis gebucht.  

Veranstaltungen auf Englisch

Laut Umfrage werden in Deutschland etwa die Hälfte der internationalen Veranstaltungen nicht mehr auf Deutsch, sondern auf Englisch abgehalten. Bei 28 % dieser Events setzen die Veranstalter:innen allerdings weiterhin auf die Verdolmetschung in die Sprachen Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Polnisch… wodurch ihre Kund:innen, Partnerverbände und Gäste den Vorträgen weiterhin in ihrer eigenen Sprache folgen können. Bei weiteren 23 % der Befragten sind Dolmetscher:innen immerhin bei über der Hälfte der auf Englisch ausgerichteten Formate im Einsatz. Gerade mal 12 % dieser Veranstalter:innen verzichten ganz auf eine Verdolmetschung des Englischen.  

Fast alle befragten Unternehmen und Institutionen gaben an, dass sie verstärkt Dolmetscher buchen. Dieser Trend setzt sich seit vielen Jahren fort und ist auf keine bestimmte Branche oder Industrie beschränkt.

 

Veranstaltungen auf Englisch

 

Aber… Englisch kann doch jede:r?

Zwischen „Englisch können“ und „Englisch können“ besteht ein großer Unterschied. Wie sonst erklärt sich die Tatsache, dass auf der einen Seite zwar bei Meetings, Produktpräsentationen und Pressekonferenzen immer mehr Englisch gesprochen wird, die Umfragen aber ganz klar das Bild zeichnen, dass der Bedarf an Dolmetschleistungen kontinuierlich steigt?

Wenn Inhalte und Zusammenhänge erklärt werden, wenn es bei Verhandlungen um jede Nuance geht, wenn bei technischen Schulungen auch noch das kleinste Schräubchen im Mittelpunkt steht und Produktvorstellungen immer stärker verdichtet werden, dann kann die dahinterstehende Absicht nicht sein, dass die Anwesenden nur die Hälfte verstehen.

 

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Die bewusst gewählte rhetorische Flughöhe der Vortragenden und die Inhaltsdichte ihrer Vorträge treffen nicht selten auf ein Zielpublikum, das nicht den erforderlichen fremdsprachlichen Hintergrund hat. Das ist kein Einzelfall, das ist die Normalität. Niemand kann erwarten, dass ein paar Jahre Englisch in der Schule zu einem lückenlosen Verständnis langer, fachlicher Vorträge befähigt. Um teils detailliert ausformulierten Vorträgen oder Präsentationen auf Englisch so folgen zu können, dass man Botschaften versteht und Informationen mitnehmen und nutzen kann, bedarf es einer hohen Vertrautheit mit der Fremdsprache. Diese entsteht aber erst, wenn man die Gelegenheit hat, Englisch auf diesem Niveau im beruflichen Alltag zu nutzen. Das ist für viele Arbeitskräfte nicht der Fall.

Konferenzdolmetscher:innen arbeiten in genau diesem Setting: anspruchsvolle, verdichtete Inhaltsvermittlung. In der Ausgangssprache wie auch in der Zielsprache, damit beim Publikum das ankommt, was durch den Vortrag beabsichtigt ist.

Wenn internationale Konzerne eine Schulung für Servicetechniker oder Bauleiter im Zielland anbieten, wenn ein Unternehmen global agiert, aber das Produkt lokal verkauft und gewartet wird, wenn die internationale Zusammenarbeit nicht nur ein Schlagwort bleiben, sondern sich in der Vielfalt des Zielpublikums widerspiegeln soll, dann ist es eine smarte Entscheidung, schon frühzeitig eine Verdolmetschung durch qualifizierte und spezialisierte Sprachprofis in die Planungen aufzunehmen.

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