29. März 2020

Tipps für Redner

Viele Menschen, die sich nicht für die geborenen Redner halten, kommen doch irgendwann in die Lage, einen Vortrag vor einem größeren Publikum zu halten – sei es auf einem Fachkongress, einer Messe oder einer unternehmensinternen Präsentation. Bei internationalem Publikum werden die Redebeiträge meist simultan gedolmetscht, damit jeder Teilnehmer die Veranstaltung in einer Sprache verfolgen kann, die er versteht.

Tipps für Reden mit Simultandolmetschern

Wer sowieso schon Lampenfieber hat, wird sich vielleicht nervös fragen, ob die simultane Übersetzung seinen Auftritt in irgendeiner Weise schwieriger macht. Doch keine Sorge, eine Rede mit Simultandolmetscher ist kein Problem, wenn man ein paar Grundregeln beachtet und sich ein wenig vorbereitet:

1. Sprechen Sie langsam

Egal ob Ihr Steckenpferd die Normierung von Druckgeräten oder spätmittelalterliche Sakralarchitektur ist: Sie kennen jedes Detail Ihres Fachgebiets, Ihr Publikum ist jedoch vielleicht von einem Vortrag darüber in rasender Geschwindigkeit überfordert. Ganz zu schweigen von den Dolmetschern, die gleichzeitig hören und sprechen müssen und daher einen Augenblick höchster Konzentration benötigen, um das Gehörte in die Zielsprache zu übertragen. Am besten üben Sie vorher, Ihre Präsentation in lächerlich langsamer Geschwindigkeit vorzutragen, denn im Eifer des Gefechts spricht man meist sowieso schneller.

Legen Sie gezielt hin und wieder Pausen ein, sodass das Gesagte wirken kann. Bedenken Sie im Zusammenhang mit der Redegeschwindigkeit auch die Komplexität Ihrer Aussagen: Welche Fachbegriffe können Sie voraussetzen, welche sollten Sie dem Publikum erläutern? Welche Abkürzungen sollten Sie erklären oder gar weglassen?

2. Benutzen Sie das Mikrofon

Sprechen Sie immer in das zur Verfügung gestellte Mikrofon direkt hinein. Auch, wenn Sie sich zur Leinwand umdrehen, um einzelne Punkte auf Ihrer Präsentation zu erläutern. Jeder Beitrag – zum Beispiel auch eine Zwischenfrage während einer Podiumsdiskussion – sollte in ein Mikrofon gesprochen werden. Klopfen Sie niemals für einen Soundcheck auf das Mikro – Sie schaden damit nicht nur der Technik, sondern auch dem Gehör der Dolmetscher (und auch für die Zuhörer im Saal kann das Geräusch sehr unangenehm sein). Wenn Sie sich räuspern oder husten müssen, legen Sie aus denselben Gründen Ihre Hand über das Mikrofon.

3. Ablesen oder frei sprechen?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die freie Rede immer vorzuziehen ist. Wer frei spricht, muss sich auf den Sinn des Gesagten konzentrieren, dadurch wird die Rede lebendiger und natürlicher. Auch unterstreichen wir bei einem frei gesprochenen Text automatisch unsere Rede mit Mimik und Gestik, was das Verständnis erleichtert.

Wenn es jedoch gute Gründe gibt oder Sie sich einfach wohler fühlen, einen vorher ausformulierten Text abzulesen, achten Sie darauf, dass er einem frei gesprochenen Text so nahe wie möglich kommt: Streichen Sie also lange, komplexe Schachtelsätze, die niemand jemals so spontan von sich geben würde. Versuchen Sie, gezielt das Tempo und Ihre Stimmlage zu modulieren, um nicht in einen monotonen Singsang zu verfallen. Und: Geben Sie vorher den Dolmetschern eine Kopie Ihrer Rede!

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4. Lenken Sie Ihre Zuhörer nicht durch zu viele visuelle Elemente ab

Wenn Sie eine Präsentation mit Bildern und Grafiken verwenden, stellen Sie sicher, dass sie für alle Teilnehmer, auch für die Dolmetscher, gut sichtbar sind. Grundsätzlich sind Texte, Bilder und Grafiken auf einer Präsentation sparsam einzusetzen, da Sie von Ihrem mündlichen Vortrag ablenken. Es ist nachgewiesen, dass Zuhörer ihre Aufmerksamkeit entweder der Rede oder den Bildern widmen; bei schnell abgelesenem Vortrag in Kombination mit komplexen Grafiken oder viel projiziertem Text geht ein Teil der Botschaft verloren – abgesehen davon, dass es für die Dolmetscher schwieriger wird, gleichzeitig die Aussage einer Grafik und Ihrer mündlichen Rede zu erfassen. Auch hier gilt: Lassen Sie die Präsentation vorher den Dolmetschern zukommen.

5. Setzen Sie Humor, Anekdoten und Wortspiele wohl überlegt ein

Um Ihr Publikum von Anfang an zu fesseln, ist es toll, wenn Sie Ihren Vortrag mit einer kleinen Anekdote beginnen können, einem Rätsel, das im Laufe des Vortrags aufgelöst wird oder einer humorvollen Anmerkung. Wenn Sie solche rhetorischen Mittel einsetzen und Ihr Vortrag gedolmetscht wird, sollten Sie sich aber vorher die Frage stellen, wie gut oder schlecht sich dies in eine andere Sprache übertragen lassen wird. Eine Anspielung, die nur von Kennern der Lokalpolitik verstanden wird, ruft auch bei bester Übersetzung nur ratloses Stirnrunzeln hervor. Eine Wortspiel kann oft schlichtweg nicht in eine andere Sprache übertragen werden, ohne seinen Pfiff zu verlieren. Das bedeutet nicht, dass Sie komplett auf Humor verzichten müssen – aber überprüfen Sie vorher, ob er sinnvoll ist, um Ihre Botschaft einem internationalen Publikum nahe zu bringen. Wenn Sie dann etwas Humorvolles sagen, machen Sie eine kleine Pause, um den Dolmetschern die Gelegenheit zu geben, das Gesagte passend zu übertragen (die leicht verzögerten Lacher der Zuhörer mit Kopfhörer geben Ihnen hier einen guten Hinweis).

Dass Ihre Rede gedolmetscht wird, soll Ihnen, dem Vortragenden, Ihre Aufgabe nicht schwieriger machen. Dolmetscher sind dafür da, Ihre Botschaft in Echtzeit denjenigen zu vermitteln, die Ihre Sprache nicht verstehen. Wenn Sie sich mit diesen Tipps darauf einstellen, werden Sie die wunderbare Erfahrung machen, mit allen Teilnehmern der Veranstaltung so zu kommunizieren, als ob Sie die gleiche Sprache sprächen.

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